Die vierte Reinigungsstufe ist eine zusätzliche Aufbereitungsstufe für Kläranlagen, die gezielt Mikroverunreinigungen wie Medikamentenrückstände, Pestizide, Mikroplastik, hormonaktive Substanzen und sogenannte Ewigkeitschemikalien (PFAS) aus dem Abwasser entfernen kann. Diese Stoffe gelangen über unsere Haushalte, Krankenhäuser, Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft in die Abwässer, wo sie in herkömmlichen Reinigungsprozessen der Kläranlagen nicht ausreichend entfernt werden können. Solche Schadstoffe sind jedoch extrem langlebig und reichern sich in unseren Gewässern an, was erhebliche Risiken für Umwelt und Gesundheit darstellt.
Für das geschützte Ökosystem vor unserer Haustür, dem UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer spielt dies eine besondere Rolle, da dieses empfindliche Ökosystem auf eine hohe Wasserqualität angewiesen ist. Schadstoffe bedrohen dort sowohl die Flora als auch die Fauna, von kleinen Organismen bis hin zu größeren Tieren wie Fischen und Seevögeln. Für Wilhelmshaven, das als Küstenstadt eng mit dem Wattenmeer und dessen Naturschutz verbunden ist, ist dies von besonderer Bedeutung. Durch eine vierte Reinigungsstufe könnten diese Schadstoffe in unserem Wattenmeer signifikant reduziert werden, was zum Schutz dieses einzigartigen Lebensraumes beitragen würde.
Darüber hinaus ist der Gewässerschutz auch für die Trinkwasserqualität und die Gesundheit der Bevölkerung relevant. Viele der genannten Schadstoffe sind im Wasser nicht nur für die Umwelt, sondern auch für den Menschen potenziell schädlich. Durch die Realisierung dieser vierten Reinigungsstufe könnte Wilhelmshaven eine Vorreiterrolle im Gewässerschutz einnehmen und aktiv dazu beitragen, unsere Wasserqualität langfristig zu sichern.
Die vierte Reinigungsstufe verwendet moderne Verfahren wie z.B.:
- Aktivkohlefiltration zur Bindung organischer Schadstoffe (z.B Medikamentenrückstände und Pestizide),
- Ozonung, die Mikroplastik und langlebige Chemikalien oxidiert,
- Membranfiltration als physische Barriere, die Mikroplastik und andere Partikel zurückhält.
- Advanced Oxidation Processes (AOPs): Diese Verfahren kombinieren mehrere Oxidationsprozesse (z. B. Ozonung mit UV-Licht), um besonders widerstandsfähige Substanzen abzubauen.